Fischer von Sansibar
Sansibar bietet nicht nur fantastische Strände, sondern auch faszinierende Begegnungen mit Menschen und ihren Traditionen. Seit mehreren hundert Jahren ist Sansibar das Zentrum des Daubaus.
Die Fischer & Bootsbauer von Sansibar
Unterwegs auf unserer Reise von Nairobi nach Kapstadt verbrachten wir rund 5 Tage in Sansibar. Diese wunderschöne Insel ist mit dem Flugzeug oder per Schiff von Dar Es Salaam aus einfach und schnell erreichbar. Die meisten Besucher verbinden Sansibar mit einem Safari-Urlaub oder relaxen hier nach einer Kilimanjaro-Besteigung. Ein paar Tage auf der «Gewürzinsel» sind der perfekte Ausgleich zu einem Abenteuer auf dem Festland. Hier kann man es sich gut gehen lassen.
Sansibar ist aber nicht nur zur Erholung von Safari- oder Kilimanjaro-Strapazen bestens geeignet - es lohnt sich auch, frühmorgens aufzustehen und den Fischern zuzuschauen, die von ihren Touren zurückkommen. Kaum haben sie ihren Fang in einer Reihe im Sand ausgelegt, wird der Strand kurzerhand zu einem belebten Fischmarkt.
Ein besonders guter Spot hierfür ist Nungwi ganz im Norden von Sansibar. Mein Bungalow befand sich ganz in der Nähe, so dass ich jeden Morgen und jeden Abend mit meiner Kamera die Fischer und Bootsbauer besuchen konnte.
Ohne Vertrauen keine Fotos
Die Leute in Sansibar sind sehr freundlich und kontaktfreudig, lassen sich jedoch nicht gerne Fotografieren. Ähnlich wie in Marokko müssen die Personen unbedingt um Erlaubnis gefragt werden, bevor der Auslöser gedrückt wird. Als Fotograf mag man sich daran stören, man sollte es aber besser einfach akzeptieren und diese einfache Regel befolgen. Als ich zum ersten Mal mit der Kamera bei den Fischern aufkreuzte, war ich überrascht über Ihre ablehnende Haltung. Ich schaute ihnen zu und blieb rund drei Stunden in der Gegend, ohne auch nur ein einziges Foto gemacht zu haben. Denn jede Frage zu einem Foto wurde mit einem "no photo" oder "money" quittiert.
Am zweiten Tag war ich erneut frühmorgens bei den Fischern und Bootsbauern. Einige schienen ziemlich erstaunt zu sein, dass ich erneut gekommen war – wieder mit Kamera und einem neugierigen und interessierten Blick. Ich fragte vor jedem Foto um Erlaubnis und wenn die Leute nicht einverstanden waren, ging ich gleich weiter oder versuchte es mit ein bisschen small talk. Man merkt rasch, ob die Leute Lust haben auf einen kleinen Tratsch. Einige wollten wissen woher ich komme, ob ich ein professioneller Fotograf sei und was ich mit den Fotos vorhabe.
Am dritten Morgen hatte ich bereits einen Übernamen: "Mr. Photo". Offenbar merkten sie, dass es mir mit dem Fotografieren durchaus ernst war. Einige Fischer waren dann auch mit ein paar Aufnahmen einverstanden. Natürlich wollten sie das Ergebnis auch gleich begutachten – inklusive einem ehrlichen Feedback an mich. Auch mit dem small talk lief es deutlich besser als noch am Tag zuvor. So langsam schien ich ihr Vertrauen gewonnen zu haben und ich bekam richtig Freude an diesem Ort und seinen Menschen.
Besonders beeindruckt haben mich die Fischer, die stolz ihren frischgefangenen Rochen präsentierten. Der Fisch musste von 5 Personen an Land gezogen werden. Zuvor wurden aber noch die Eingeweide herausgeschnitten – eine blutige Angelegenheit. Neben dutzenden Thunfischen lag der Rochen auf dem weissen Sand, bereit für die Auktion und einen Meistbietenden. Der neue Besitzer war der Fisch-Einkäufer eines Luxus-Hotels aus der Region - da durften sich die Hotelgäste auf ein feines und frisches Stück Fisch freuen.
Am vierten Tag war "Mr. Photo" wieder vor Ort. Insbesondere von den jüngeren Männer wurde ich bereits herzlich willkommen geheissen. Wir klatschten uns ab und die gerade mit einer Reperaturarbeit beschäftigten Bootsbauer waren sogar ein bisschen stolz darauf, dass ich sie fotografierte. Während andere Touristen mit Kameras immer noch abweisende Blicke einfingen, konnte ich mich voll und ganz auf die besten Fotospots konzentrieren.
Nach der täglichen Fischversteigerung fragten mich einige Fischer, ob ich morgen wieder käme, denn sie würden diese Nacht bestimmt wieder grosse Fische an Land ziehen. Leider gab es für mich aber keinen fünften Tag am Nungwi Beach, denn wir wollten weiter noch Stonetown, in die Hauptstadt von Sansibar.
Die Dau-Boote von Sansibar
Dhows (auf deutsch auch: Dau) sind traditionelle Segelschiffe mit ein bis drei einteilige Masten und grossen trapezförmigen Segeln. Diese Bezeichnung steht nicht für einen einzelnen Schiffstypen, sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Schiffe von kleinen einmastigen Booten.
Nungwi ist seit mehr als 200 Jahren das Zentrum des Daubaus. Es gibt weltweit nur noch ein paar vereinzelte Dauwerften, zwei davon sind in Sansibar. Neben ihrer traditionellen Bauart ist eine Besonderheit der Daus, dass sie noch immer in reiner Handarbeit gefertigt werden. Dies geschieht ohne Konstruktionspläne und ohne moderne Werkzeuge nach jahrhundertealter Tradition. Für kleinere Daus werden bis heute oft nicht einmal Nägel benutzt, sondern die Schiffsplanken und Bretter der Aussenhülle werden mit Fasern und flexiblem Holz wie Stauden zusammengehalten. Diese Bauweise war bis zum 15. Jahrhundert auf der ganzen Welt im Schiffsbau eine gängige Praxis, man nennt sie „geschnürte Boote“.
Links zu weiteren Informationen
- Dhow Building in Zanzibar (world-unite.de)
- Zanzibar’s Fishermen (edgeofhumanity.com)
- Nine days in Nungwi Zanzibar Tanzania Travel Guide (siyabona.com)
- Boat builders of Zanzibar (Wilton Photography)
- Trauminsel zwischen Afrika und Arabien (NZZ)
- Sansibar war ein Paradies – dann wurde es zur Drehscheibe des globalen Drogenhandels. Wie ist das passiert? (NZZ)