Kanarischen Inseln
Von eindrücklichen Vulkanlandschaften über stürmische Küsten zu den ältesten Lorbeerwäldern. Die Kanarischen Inseln bieten die volle Palette an landschaftlichen Kontrasten.
Warum auf die kanarischen Inseln?
Die kanarischen Inseln waren lange Zeit nicht auf meinem Reiseradar. Zu Unrecht, wie sich zeigen sollte! Vermutlich hat diese Region ein bisschen ein Image-Problem: Wer dorthin fährt – so hatte ich fälschlicherweise geurteilt – ist entweder jung und verrückt nach Parties, pensioniert und ein Freund von organisierten Rundreisen oder Velofahrer mit einer Vorliebe für möglichst viele Kurven und Höhenmeter. Kommt hinzu, dass ich bereits auf La Réunion und Madeira war – beides fantastische Vulkaninseln – und davon ausging, dass mich die kanarischen Inseln nicht mehr würden begeistern können.
Wie waren die kanarischen Inseln nun aber trotzdem auf meinem Reiseradar gelandet?
Nun, einerseits, weil ich mich durch Fotoplattformen, Reisereportagen, Bücher und Zeitschriften geklickt und gelesen hatte und andererseits aus ganz praktischen Gründen: dieses Ziel passte perfekt in unser fixes 12-tägiges Reisefenster im Mai. Die Schweizer Fluggesellschaft Edelweiss hatte genau für diese Daten einen preiswerten Direktflug im Angebot, was pures Glück war, denn wir waren sehr spät dran mit unserer Buchung. Somit entschieden wir uns recht spontan für Teneriffa und gegen andere Optionen wie Sizilien, Korsika oder Sardinien.
Reiseplanung
In der Regel investiere ich viel Zeit in eine gute und durchdachte Reiseplanung. Dieses Mal war es anders – wir hatten schlichtweg zu wenig Zeit dafür. Nachdem der Flug nach Teneriffa gebucht war, mussten wir uns für die Inseln und eine bestimmte Reiseroute entscheiden. Was liegt in 10 Tagen drin? Welche Inseln wollen wir besuchen? Wann und wie oft fahren die Fähren zwischen den Inseln? Und dürfen Mietautos überhaupt zwischen den Inseln transportiert werden?
Die Wahl der Inseln
Aufgrund unserer Interessen und Vorlieben sowie den zur Verfügung stehenden Fährverbindungen begrenzten wir unsere weitere Reiseplanung auf Teneriffa, La Gomera und La Palma.
Von dieser Wahl erhofften wir uns einen guten Mix aus Vulkanlandschaften, Lorbeerwäldern, Meer, Bergen und Astronomie - natürlich alles in Kombination mit Fotografie und Wandern.
Unsere 7 Highlights und Top-Spots
- Vulkan- und Krater-Wanderungen auf La Palma
- Salz-Saline und Vulkane im Süden von La Palma
- Lorbeerwald im Nationalpark Garajonay auf La Gomera
- Küste und einige Dörfer (Agulo / Hermigua) auf La Gomera
- Der Nordwesten von Teneriffa
- Astro-Touren und -Fotografie auf La Palma oder Teneriffa
- Vulkan Teide und Umgebung auf Teneriffa
Reiseroute
Die Reiseroute ergab sich primär aus den Fährverbindungen, der Anzahl der benötigten Tage pro Insel und dem Mondkalender (Leermond bietet die besten fotografischen Bedingungen). Aufgrund unserer kurzfristigen Ferienplanung waren schon diverse Fähren ausgebucht. Bei Leermond wollten wir unbedingt auf La Palma oder Teneriffa sein, um den Sternenhimmel in kompletter Dunkelheit bestaunen zu können. So ergab es sich, dass wir direkt nach der Ankunft in Teneriffa mit der Fähre weiter nach La Gomera fuhren. Nach zwei Tagen auf La Gomera reisten wir mit der Abendfähre weiter nach La Palma. Nach 4 Tagen sollte uns schliesslich die erste Fähre um 05.30 Uhr wieder zurück nach Teneriffa bringen, wo uns weitere 3 Tage zur Verfügung standen.
Automiete
Auf Teneriffa – und ganz allgemein auf den kanarischen Inseln – ist das Preis-/Leistungs-Angebot bei Mietautos fantastisch. Für eine Mietdauer von 10 Tagen bezahlten wir für einen 5-türigen Kleinwagen (Opel Astra) inkl. Volldeckung rund 120€. Aber Vorsicht bei der Wahl des Autovermieters! Wir wollten unser Auto zuerst bei Sunnycars buchen und bemerkten (zum Glück) vor dem letzten Buchungsklick das Kleingedruckte: Keine Versicherungsdeckung der Fahrzeuge auf anderen Inseln. Nach einer kurzen Recherche wählten wir deshalb CICAR: zu den gleichen Konditionen erlaubt dieser Anbieter die Überführung auf andere Inseln. Mit dem Mietauto klappte alles wunderbar, gleich beim Flughafen konnten wir den Schlüssel in Rekordzeit entgegennehmen und wenige Minuten später bereits losfahren.
Fähren
Fred Olsen, das kanarische Schiffimperium, hatte gleich am Abend unserer Ankunft eine Fahrt von Teneriffa nach La Gomera im Angebot. Eine Fahrt mit der Fähre kostet dabei mehr als die Automiete für 10 Tage! Wir wollten trotzdem unser „eigenes“ Auto mitnehmen und nicht auf jeder Insel ein Neues mieten - das kostet zwar ein bisschen mehr, erspart aber viel Zeit.
Campen, Gästehaus oder Hotel?
Leider gibt es auf den drei Inseln (und vermutlich auch auf den übrigen kanarischen Inseln) nur sehr wenige Zeltplätze, weshalb wir uns dazu entschieden, die Camping-Ausrüstung zuhause zu lassen. Eine Woche vor dem Abflug hatten wir die Hotels für die ersten 4 Nächte gebucht und waren erstaunt, dass viele Ortschaften und Regionen bereits ausgebucht waren. Zahlreiche Apartments und Wohnungen werden aber auch auf AirBnB ausgeschrieben, so dass man – zumindest für 2 Personen – trotzdem auch kurzfristig eine Unterkunft finden sollte. Die restlichen Hotels hatten wir von unterwegs gebucht, so blieben wir flexibel und konnten die Reiseroute bei Bedarf kurzfristig anpassen.
La Gomera
Die zweitkleinste der Kanarischen Inseln ist noch sehr ursprünglich und bietet Naturliebhabern ein wahres und vielfältiges Naturparadies. Das einzigartige Ökosystem des Garajonay Nationalparks, der etwa 10 Prozent der Inselfläche einnimmt, gehört zum UNESCO Weltnaturerbe.
Durch die kurze Fahrzeit ist La Gomera ein beliebtes Ziel für Tagestouren aus Teneriffa. Am Abend, wenn die Touristen wieder auf der Rückfahrt nach Teneriffa sind, wird es richtig ruhig auf den Strassen und in den kleinen Dörfern. Aber auch tagsüber herrscht im Vergleich zu La Palma oder Teneriffa nur wenig Verkehr – das Inselleben auf La Gomera ist gemütlich und idyllisch, teilweise wirkte es schon fast verlassen und verschlafen. Auf jeden Fall ist La Gomera ein guter Ort zum Entspannen, Geniessen und natürlich auch zum Wandern und Fotografieren.
Nebelwald im Nationalpark Garajonay
Geniessen kann man nicht nur die feinen Lokalspezialitäten, sondern auch den weltbekannten Lorbeerwald im Nationalpark Garajonay. Der Lorbeerwald, der auch als Nebelwald bezeichnet wird, ist der grösste zusammenhängende immergrüne Feuchtwald weltweit und für uns das Highlight von La Gomera. Besonders frühmorgens ziehen dicke Nebelschwaden durch den Wald. Es tropft von den Blättern und man fühlt sich wie in einem mystischen Märchen. Zum Fotografieren ist dieser Wald schlichtweg fantastisch! Wir kamen kaum voran, denn mit jedem Schritt erfassten uns neue Eindrücke, die wir digital festhalten wollten.
Mit ins Gepäck gehören unbedingt ein Regenschutz (auch für die Kamera), Stativ und Reinigungsmaterial für die Objektive. Die beste Zeit für einen Besuch ist früh am Morgen - wer den Wald erst am Nachmittag besucht, wird die wunderbare Stimmung mit den vorbeiziehenden nassen Nebelschwaden verpassen.
Miradores de Los Roques
Fünf “Wächter aus Stein” bewachen den Eingang zum Nationalpark Garajonay. Diese fünf riesigen abgerundeten Steinblöcke bestehen aus Magma, das nie an die Oberfläche kam und schliesslich durch die Erosion freigelegt wurde. Das Ensemble an Aussichtspunkten Miradores de Los Roques bietet beeindruckende Aussichten auf diese Landschaft, die in der Liste der Biosphärenreservate der UNESCO geführt wird.
Der beste Blick auf den Roque de Agando
Auf der Landstrasse TF-713 von San Sebastián hinauf in die Berge erscheint der erste Aussichtspunkt, der sich genau zwischen den Felsen Roque de Agando und La Laja befindet. Er liegt zu beiden Seiten der Strasse und bietet schönste Aussichten auf die Sonnenaufgänge über den Bergen im Norden La Gomeras (mit der Insel Teneriffa im Hintergrund) sowie auf die Sonnenuntergänge, die den 180 Meter hohen Roque de Agando rot einfärben, sofern es der aufziehende Nebel zulässt. Auf dem Weg in die Gipfellagen warten drei weitere Aussichtspunkte, die die Felsen Roque de La Zarcita, Roque de Carmona und Roque de Ojila anvisieren und einen wunderschönen Ausblick auf die Schlucht El Gato im Süden der Insel eröffnen.
La Palma
Auf La Palma lässt sich unberührte Natur erleben - von den grünen Wäldern des Nordens, wo die üppige Vegetation aus den Regenwäldern tropft, zu den Wüstenlandschaften des Südens, wo Vulkankrater und Felsformationen die Aussicht bestimmen, zu den Pinienwäldern des Parque Nacional de la Caldera de Taburiente. Kein Wunder, dass die gesamte Insel zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt wurde.
Wie alle Kanarischen Inseln ist auch La Palma vulkanischen Ursprungs. Im Zentrum des nördlichen Teils der Insel ist die Entstehungsgeschichte La Palmas im Nationalpark Caldera de Taburiente anschaulich nachzuvollziehen. Hier befindet sich am Rand eines gewaltigen Kraters mit dem Roque de los Muchachos die mit über 2400 Metern höchste Erhebung der Insel.
Sternenbeobachtung auf La Palma
La Palma bietet einige der besten Sternenbeobachtungen der Welt: 2012 ernannte die UNESCO die Insel zum ersten Sternenlichtreservat der Welt. Am wichtigen Observatorium auf dem höchsten Punkt der Insel, dem Roque de los Muchachos, blicken ein Dutzend Teleskope – darunter Infrarot, Gammastrahlung, Solar und das grösste optische Einblenden-Teleskop der Welt, das Gran Telescopio Canarias mit einem Durchmesser von 10 Metern – in die Luft. Um diese astronomischen Wunderwerke zu sehen, kann eine Sternenbeobachtungstour mit Ad Astra gebucht werden.
Teneriffa
Die Grösste der Kanarischen Inseln – Teneriffa – verspricht Urlaub mit nachhaltigen Eindrücken und Erlebnissen, und das in jedem Inselteil. Die abwechslungsreiche Landschaft, die durch verschiedene Klimazonen mitgeprägt wird, zeigt sich mit sonnigen Küsten, Traumstränden jeder Couleur, saftig grünen Tälern, dem höchsten Berg Spaniens, imposanten Kratern und spektakulären Schluchten.
Steile Felswände und zerklüftete Gebirge im Nordwesten
Teneriffa war die letzte Station unserer Insel-Hopping-Tour. Unsere Fähre kam frühmorgens in Los Christianos an und wir fuhren direkt in den Nordwesten der Insel. Santiago del Teide ist ein guter Ausgangspunkt zum Erkunden des Nordwestens.
Teneriffa ist deutlich touristischer als La Gomera und La Palma, das spürt man insbesondere in den schmucken Berg- und Küsten-Dörfern wie Garachico oder Masca. Hier lohnt sich eine antizyklische Verhaltensweise, weshalb wir Masca erst gegen Abend besuchten. Einerseits sind um diese Zeit die meisten Touristencars wieder verschwunden und anderseits ist die Lichtstimmung gegen Abend am schönsten. Das kleine Dorf inmitten der zerklüfteten Berge ist definitiv einer der schönsten Spots auf Teneriffa und mitunter ein Grund, weshalb der wilde Nordwesten häufig als schönste Region Teneriffas bezeichnet wird.
Vulkanlandschaften rund um den Pico del Teide
Der Pico del Teide, der höchste Berg Spaniens, ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf Teneriffa. Will man die Landschaft in Ruhe geniessen, lohnt sich eine Übernachtung im Parador de Cañadas del Teide. Auf rund 2200 Metern über dem Meeresspiegel lässt sich die Milchstrasse wunderschön einfangen und spektakuläre Vulkangesteine wie der Roques de García sorgen für einen eindrücklichen Vordergrund.
Die Sonnenuntergänge fotografierten wir etwas unterhalb des Kraters an der TF-38. Auf den kleinen Kratern eröffnet sich ein wunderschönes 360°-Panorama.
Kurz nach Sonnenaufgang werden jeden Tag tausende von Touristen in Reisecars auf den Berg befördert. Mit der Ruhe ist dann leider vorbei, aber am schönsten ist es beim Pico del Teide ohnehin zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang.
Der Parador de las Cañadas del Teide ist ein in der Landschaft getarntes Herrenhaus im Gebirge und bietet ein beeindruckendes Panorama über den Vulkan, die „Caldera de Cahorra“ und den Berg Montaña Blanca. Die Luft hier ist rein und erholsam, ein Wolkenmeer türmt sich über der Idylle und der Himmel bringt einem die Sterne nahe.
Durch den Lorbeerwald ans Meer im Anaga-Gebirge
Vom Massentourismus ist im Nordosten kaum etwas zu spüren. Die Region wird aufgrund der blühenden Landschaften mit exotischen Pflanzen gerne als Garten von Teneriffa bezeichnet. Kiefer- und Lorbeerwälder erstrecken sich bis in die Steilküsten. Hier treffen sich das azurblaue Meer und die grünen Wälder mit gelben und roten Blütenteppichen.
Eingerahmt wird der Nordosten von Teneriffa durch das sagenhafte Anaga-Gebirge mit seinen zerklüfteten Felsformationen, die von der ehemaligen Vulkantätigkeit zeugen. Das Klima zeigt sich hier auch mal mit kühleren Temperaturen und Regen, was für die Vegetation aber sehr wichtig ist. Die Orte, die sich im Nordosten befinden, präsentieren sich als kleine, beschauliche Bergdörfer.